10 Erſcheint täglich n Musnahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. * Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. e d 4 r ι⏑ο . 2 Ameiger für Bad Aurtliches enbur 8 7 Schriesheim, 15555 0 755 7 er See Heddesheim und Neckarhauſen. 7 % eee Ar. 227. e e Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. Mittwoch, den I. Oktober 1019, Tagesſchau. Eine geſtern mittag ſtattgehabte Beſprechung der Partei⸗ Hbrer der Webrheitsparteien mit dem Reichskanzler befaßte ich mit der A bildung des Reichskabinetts. Die Entſchei⸗ dung liegt bei den Fraktionen, die erſt heute zur entſcheiden⸗ den Beratung zuſammentreten. Darnach wird die endgül⸗ tige Beſetzung erfolgen. Der vom Seemannsbund geführte Streik iſt zuſammen⸗ gebrochen. Die Fiſchdampfer fahren in großer Zahl wieder aus. Um die zum Ankauf von Auslands lebensmitteln erfor⸗ derlichen Valuten zu beſchaffen, hat der üſterreichiſche Kabi⸗ nettsrat beſchloſſen, gewiſſe für Deutſch⸗Oeſterreich kunſt⸗ Piſtoriſch und kulturell minder belangreiche Kunſtgegen⸗ ſtände, Mauuſkripte und Gemälde aus ſtaatlichem bezw. hof⸗ Krariſchem und fibeikommiſſariſchem Beſitz aus Ausland au verkaufen. g Der Streik hat in Südwales eine ernſte Lage geſchaffen. Die Mehrzahl der Zechen ſind geſchloſſen. Die Stahl-, Eiſen⸗, Weißblech⸗, Kupfer⸗, Maſchinenfabriken haben den Betrie eingeſtellt. 0 Die engliſche Regierung hat große Vorbereitungen ge⸗ troffen, um die Lebensmittelverſorgung ſicher zu ſtellen. Es beſteht die Abſicht, den Londoner Hydepark abzuſperren, um dort einen Automobilpark und die Hauptverteilungsſtelle für Lebensmittel in London einzurichten. 25 000 Chauffeure haben ſich freiwillig gemeldet. Der „Nieuwe Rotterd. Courant“ meldet, daß das ameri⸗ kaniſche Schiffsdepartement der Cunardlinie das Geſuch um Auslieferung des „Imperator“ abgelehnt habe aus Aerger über die Beſtimmung des Oberſten Rates wegen der Ver⸗ teilung der deutſchen Tankſchiffe. In der Nähe von Olai, 20 Kilometer öſtlich Mitaus, fand ein Ueberfall lettiſcher Truppen auf ruſſiſche Abteilungen ſtatt. Die Letten wurden gezwungen, ſich zurückzuziehen. Gleichzeitig wurde verſucht, die in Miton ſtehenden lettiſchen Truppen gegen die deutſch⸗ruſſiſche Front in Marſch zu ſetzen. ö Die Friedensverhandlungen zwiſchen Eſtland und Som⸗ ſetrußland nehmen einen günſtigen Verlauf. Die Friedens⸗ bedingungen dürften Ende Oktober zu erwarten ſein. Die Auflöſung der bisher autibolſchewiſtiſchen Front ſteht bevor. Deutſchland. Aus der Deutſch⸗Demokratiſchen Partei. 8 WTB. Berlin, 29. Sept. Der Parteiausſchuß der Deutſch⸗ Demokratiſchen Partei hat den Abg. Senator Dr. Peterſen in Hamburg mit der vorläufigen Wahrnehmung der er Ge⸗ ſchäfte eines Vorſitzenden des Parteiausſchuſſes der Deutſch⸗Demokratiſchen Partei anſtelle des verſtorbenen Dr. Friedrich Naumann heute einſtimmig beauftragt. Berlin, 29. Sept. Ueber die geſtrige Sitzung des Partei⸗ ausſchuſſes der Deutſch⸗Demokratiſchen Partei wird erſt heute offizielle Mitteilung herausgegeben werden. Wie bereits mitgeteilt, iſt feſtzuſtellen, daß der Parteiausſchuß einſtimmig eine Entſchließung angenommen hat, in der die Haltung der Fraktion billigt, in deren Auftrag der Abg. Waldſtein Bericht über die Lage erſtattete. Es wurde be⸗ ſchloſſen, möglichſt bald einen Parteitag abzuhalten; alle näheren Beſtimmungen wurden dem Vorſtand über⸗ laſſen. Der Vorſtand des Ausſchuſſes beſteht nunmehr aus Den folgenden Mitgliedern: Senator Peterſen, Profeſſor Gerland, Fräulein Dr. Gertrud Bäumer und Dr. v. Gieſer. Die Demokratie und die Reichsregierung. W. TB. Berlin, 29. Sept. Nach einer Meldung der „B. Z. am Mittag“ werden die Vorſtände der Mehrheitsparteien beim Reichskanzler zuſammentreten, um die endgültige Ent⸗ Paderna über den Wiedereintritt der Demokraten in die egierung zu treffen. — Das Blatt erfährt auch, es beſtehe der Plan, die Aufgabe des Wiederaufbaues und der Wieder⸗ gutmachung, die gegenwärtig vom Reichswirtſchaftsminiſte⸗ rium abhängt, einem Wiederaufbauminiſterium zu unter⸗ Rellen, das von einem demokratiſchen Miniſter geleitet wer⸗ zen ſoll. Zum Vorſitzenden im Reichsrat werde voraus⸗ sichtlich ein Miniſter ohne Portefeuille beſtellt werden. W. T. B. Berlin, 29. Sept. Heute fand in der Reichs⸗ kanzlei unter dem Vorſitz des Reichskanzlers die Beratung ies Kabinetts mit den Führern der Mehrheitsparteien über die Umbildung der Regierung ſtatt. Sowohl die politiſchen ls auch die Perſonalfragen wurden eingehend erörtert. Die Verhandlungen werden morgen weitergeführt. Morgen wer⸗ auch die Fraktionen, denen die letzte Entſcheidung zu⸗ fällt und die bis heute ſich noch nicht verſammeln konnten, zu der Frage Stellung nehmen. Außenminiſter Müller über verſchiedene Fragen. W. T. B. Bern. 26 Sept. Der Herausgeber der Gen⸗ „Feuille“, Debrit, hatte in Berlin eine Unterredung mit Ein deutſchen Außenminiſter, Hermann Müller, in der die— ler ſeiner Ueberzeugung Ausdruck gab, daß die allgemein Eitzuſtellende Arbeitsmüdigkeit ſich allmählich wieder ver⸗ flüchten wird. Der Einführung von Arbeiterräten müßte die Regierung niemals zugeſtimmt haben, wenn es ſich um politiſche Organiſationen gehandelt hätte. Aber in wirt⸗ Huitlicher Hinſicht ſeien ſie das beſte Mittel, um bei den Arbeitern die Arbeitsfreudigkeit zu wecken. Ueber die mili⸗ käriſchen Angelegenheiten befragt, erklärte der deutſche Mi⸗ ter des Aeußeren: Graf von der Goltz ſei gewillt, ſeine Truppen aus Kurland zurückzubringen. Aber ſeine Unter⸗ . gebenen durchkreuzten ſeine Abſichten auf eigene Fauſt. 0 8 Deswegen habe ſich die Neg rerum entſchloſſen, die Armee von der Goltz vollſtändig zu blockieren, ſowohl mit Lebens⸗ mitteln, wie mit Zeug und Munition. Man könne nicht mehr tun, denn in Deutſchland würde kein Soldat zu treffen ſein, der gewillt ſei, gegen ſeine Kameraden in Kurland zu marſchieren. Hinſichtlich der 100 000 Mann, die Deutſchland als Truppen behalten kann, und die nach Anſicht Debrits nur der Entente einen Vorwand gebem, ihrerſeits bis an die Zähne bewaffnet zu bleiben, erwiderte Hermann Müller: Wir ſtehen vor einem gefährlichen Winter, in dem ernſte Unruhen möglich ſind. Unter allen Umſtänden müſſen wir es verhindern, daß ein neuer Bürgerkrieg ausbricht, der die HKataſtrophe bedeuten würde. Uebrigens haben wir uns der Entente gegenüber verpflichtet, bei uns Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten. Zum Schluß der Unterredung gab der deutſche Außenminiſter ſeiner feſter leberzeugung Aus⸗ druck, daß mit Hilfe des Völkerbundes auch die feindſelige Stimmung, die noch immer zwiſchen den Völkern herrſcht, verſchwinedn würde. Waß wird gegen die Steuerflucht getan? TU. Berlin, 29. Sept. Die „Neue B. 3.“ teilt heute mit, daß ſie vor einigen Tagen durch einen ihrer Mitarbeiter einen Koffer mit wertvollem Inhalt nach Däuemark ſchaffen ließ, um öffentlich den Beweis zu erbringen, daß trotz der getroffenen Maßnahmen gegen die Steuerflucht ins Ausland eine ſolche möglich iſt. Das verſchloſſene und verſiegelte Ge⸗ päck wurde am hellichten Tage über die Grenze gebracht, ohne angehalten oder unterſucht zu werden. Baltikum, Deutſchland und die Entente. Genf, 29. Septbr. Die Vertretungen der Entente in Paris haben geſtern beſchloſſen, ganz Deutſchland für die Obſtruktion des Generals v. d. Goltz verantwortlich zu machen. Sie drohen mit der Einſtellung der Lieferung von Lebensmitteln und Rohmaterialien und mit dem Abbruch der finanziellen Beziehungen, falls die Truppen des Generals nicht vor Eintritt des Winters das Baltikum vollſtändig ge⸗ räumt hätten. Man ſcheint in Paris ſchon darauf zu ſpeku⸗ lieren, daß dieſes Ultimatum nur den Anfang auf dem We⸗ ge zur weiteren Anwendung von Gewaltmitteln darſtellt. Das „Journal“ erklärt bereits, daß der Abzug der Soldaten des Generals v. d. Goltz aus dem Baltikum allein nicht ge⸗ nüge; die deutſchen Koloniſten, die nur verkleidete Soldaten ſeien, müßten ebenfalls zurückgezogen werden. Der „Temps“ verlangt ſeinerſeits, daß das Ruhrkohlengebiet beſetzt werde, 110 die Lebensmittelblockade nicht ſofort zum Ziele fü ollte. Abberufung des Generals von der Golm. W. T. B. Berlin, 29. Sept. Nach zuverläſſiger Mitteilung iſt General von der Goltz, nachdem ſeine Bemühungen, die Truppen zum Abmarſch zu bewegen, erfolglos geblieben ſind, endgültig abberufen worden. ö amn Die Entente und der Frieden 4 Die Ratifizierung durch Frankreich. TK. Bern, 30. Sept. Aus Paris wird gemeldet, daß die Ratifizierung des Friedens durch Frankreich günſtigſtenfalls in der 2 Hälfte des Oktober erfolgen werde, daß aber u. U. eine Verzögerung eintreten werde, weil ſich noch nicht überſehen läßt, wann die Debatte im Senat beginnt. Die Kammerdebatten nehmen ihren Fortgang. Die Diskuſſion wird noch über eine Woche dauern. f Auch Serbien ratifiziert. T. H. Paris, 30. Sept. „Petit Pariſien“ meldet, daß Ser⸗ bien bereit ſein ſoll, den Friedensvertrag von St. Germain zu unterzeichnen. Dieſer Entſchluß dürfte wohl durch die Fiumer Vorgänge beeinflußt worden ſein. Für eine franzöſiſche Nationalverſammlung. W. T. B. Verſailles, 30. Sept. Im franzöſiſchen Senat hat Senator de Villaine einen Antrag eingebracht, die Seſ⸗ ſion des Senats und der Kammer ſofort für geſchloſſen zu erklären und am 1. November für die Dauer eines Jahres eine konſtitunierende Nationalverſammfung wählen zu laſ⸗ ſen, deren Aufgabe es ſein ſoll, 9e Friedensvertrag mit Deutſchland, ſowie die Friedensvern e mit Oeſterreich, der Türkei und Bulgarien zu ratifizieren, den Präſidenten der Republik zu wählen und alle notwendigen Steuergeſetze zu erlaſſen. 8 „ Weilere Feſſelu für Deutſchlandv. Paris, 29. Sept. Clemenceau legte der Kamperkominif⸗ ſion zur Prüfung des Friedensvertrages ſeine Anſicht über den vont Abgeordneten Léfevre eingereſchlen Antrag dar. In dieſem Antrag verlangt Léfeyre die ſpfortige Einleitung on Verhandlungen zwiſchen den Signaturmächten des Friedensvertrages zwecks Annahme eines Zuſatzes, der die Entwaffuung Deutſchlands vervollſtändigt. Cle⸗ menceau erklärte, daß Artikel 168 des Friedensvertrages den Alliierten die nötigen Mittel in die Hand gibt, um die Ent⸗ waffnung Deutſchlands wirkſam zu geſtalten. CElemenccau glaubt aber, da die Frage nun einmal vor der Oeffentlichkeit aufgeworfen wurde, im Prinzip die Abſtimmung über einen ſolchen Antrag annehmen zu können, immerhin vorbehaltlich der endgültigen Redaktion dieſes Antrags. Der Wortlaut des Antrags dürfte jedoch uur die Alliſerten einbeziehen, keineswegs aber Deutſchland, mit dem man ſich nicht in wei⸗ tere Verhandlungen einlaſſen könne. Ferner iſt er der An⸗ ſicht, daß ein ſolcher Antrag erſt nach, niemals aber vor der Abſtimmung über den Friedensvertrag vorgelegt werden könne. Clemencean etrachtet dies als eine Ehrenfrage für das Kabinett und er erklärte die Verantwortung dafür zu übernehmen und nötigenfalls die Vertrauensf ſtellen zu wollen. 1 15 8 Beilage: wöchentlich ein vierſeitige Illuſtriertes Sonntagsblatt, Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4031 Amt Karlsruhe. ö : Fernſprecher Nr. 15: 4 1 z %%%,j eit Volksabſtimmung in Luxemburg. Luxemburg, 30. Sept. Hier fand am Sonntag die Volks abſtimmung ſtatt, die entſcheiden ſollte, ob ſich das Land Bel⸗ gien oder Frankreich anſchließt. Die Abſtimmung ergab eine Mehrheit für die Großherzogin Charlotte und für eine Zoll⸗Union mit Frankreich. Grey in Amerika. W. T. B. Amſterdam, 30. Sept. Das Reuterſche Bürs meldet aus Newyork, daß Grey dort eingetroffen ſei, um das gute Verhältnis zwiſchen Amerika und Großbritannien zu fördern. Dieſes gute Verhältnis werde hoffentlich da eine große Element des Vertrauens ſein, das zu einem bef ſeren internationalen Verhältnis auf gleichmäßiger Grund lage führen werde. ren — d' Annunzios Zug nach Fiume. Vor der Eutſcheidung. Zürich, 29. Sept. Die Entſcheidung der italjeniſchen Kam mer ber die Fiumefrage wird, da ſich die Diskuſſion wiede Erwarten in die Länge gezogen hat, für heute erwartet Die Regierung wird, falls Nitti, wie anzunehmen iſt, ſich au den Standpunkt Tittonis ſtellt, die von Chieſa unter gro⸗ ßem Tumult geforderte Annexion Fiumes ablehnen. Sie hat, wie man aus der Preſſee rfährt in dieſem Falle mi einer ſtarken Oppoſition, aber einer ziemlich ſichereen Mehr heit zu rechnen. Gegen die Regierung werden grundſätzli die offiziellen Sozialiſten, die Reformſozigliſten mit Aus⸗ nahme Biſolatis und ſeiner Anhänger, ziemlich ſicher de linke Flügel der Radikalen, ferner der Fascio ſtimmen. Dieſer ſoll die Anſicht ſeines aus Fiume zurückgekehrten Mitgliedes Cagni tei der erklärte, daß die Frage nur durch die Annexion gelöſt werden könnte. Zu Gunſten der Regierung hat ſich bereits die Katholiſche Volkspartei aus⸗ geſprochen. Von Giolitti ſieht man die Unterſtützung Nittis ohne weiteres voraus. Die von der Oppoſitionspreſſe ver⸗ breiteten Kriſengerüchte werden dementiert. Die Miſſion des Admirals Cagui, der ſich weniger als Vertrauensmann der Regierung denn als Freund d Annun⸗ zios nach Fiume begeben hatte, iſt geſcheitert. D'Annunzio weigerte ſich hartnäckig, mit der gegenwärtigen Regierun zu verhandeln. Admiral Cagni unterrichtete den König und den Miniſterpräſidenten von ſeinem Mißerfolg. Na den Erklärungen Cagnis in der Verſammlung des Faseio ſteht der Admiral entſchieden auf Seiten des Dichters. In Fiume hat ſich nichts Neues ereignet, die ſerbiſchen Tru penbewegungen ſcheinen mehr aus Verteidigungsgründe zu erfolgen. a Rücktritt Tittonis ? N TK. Lugano, 30. Sept. Popolo d'Italia meldet aus Rom, Tittoni ſei ſeſt entſchloſſen als Außenminiſter zurückzutreten, nachdem die Meinungsverſchiedenheiten mit Nitti unüber⸗ brückbar ſeien. Tittoni werde ein Koalitionskabinet bilden! Eine ſtürmiſche italieniſche Kammerſitzung. W. T. B. Rom. 29. Sept. An der geſtrigen Kammerſitzung nahmen über 300 Abgeordnete teil. Sämtliche Kabinetts⸗ mitglieder befanden ſich am Regierungstiſch. Zu Beginn der Sitzung verlas Tittoni eine Erklärung. Bei der Erwäh⸗ nung Fiumes erhoben ſich die Mitglieder und Abgeordneten und brachten ihm eine Kundgebung dar. Der Abg. Chieſaf brachte folgende Tagesordnung ein: Die Kammer iſt über⸗ zeugt, daß die a. und a. Mächte die harte Lebensnotwendig⸗ keit Italiens begreifen und den ausgeſprochenen Wunſch Fiumes günſtig auffaſſen, nebſt Hinterland, Eiſenbahnen und Hafen mit Italien vereinigt zu werden. Nom, 29. Sept. Der Sonderberichterſtatter der „Europ Preß“ meldet über den Schluß der Kammerſitzung vo Sonntag, daß ſie ſchließlich in Tumulte überging. Die gegne⸗ riſchen Abgeordneten ſchritten zu Tätlichkeiten, ſo daß das Ergebnis der Abſtimmung erſt nach einiger Zeit feſtgeſte werden konnte. Die Mehrheit der Regierung beträgt 60 Stimmen. Das Kabinett Nitti iſt nunmehr imſtande, als⸗ bald zur Auflöſung der Kammer und zu Neuwahlen ſchreiten, womit eine Klärung der Situation eintreten wird. Das Parlamenitsgebäude war durch verſtärkte Truppen⸗ abteilungen geſchützt. Auf den Straßen kam es vielfach z ö heftigen Zuſammenſtößen. . Ein Straßenkampf zwiſchen Sozialiſten und Nationaliſten. W. T. B. Bern, 29. Sept. Nach der geſtrigen Kammer⸗ ſitzung kam es vor dem Cafs Aragno in Rom zu einer wah⸗ ren Schlacht zwiſchen Sozialiſten und Nationaliſten. Die beiden Parteien ſchlugen unter den Rufen „Es lebe Lenin!“ und „Es lebe d Annunzio!“ aufeinander los, wohei die Ein⸗ richtungsgegenſtände des bekannten Cafés als Waffen Rer. ten. Nur mit Mühe gelang es der Polizei, Ordnung zu ſchaffen. — — ſalelne Aachelchten. Die Lokomotivfrage. Das „Journal des Debats“ ver⸗ öffentlicht Erklärungen, die der preußiſche Eiſenbahnmini⸗ ſter dem Berliner Vertreter der Havas⸗Agentur über die Lokomotivfrage gemacht hat. Darnach verfügt Deutſchland gegenwärtig über 13000 Lokomotiven gegen 18 000, die es vor dem Kriege beſaß. Die Zahl der reparaturbedürftigen Lokomotiven beträgt jetzt 41 v H. gegen 19 v. H. vor dem Kriege. Trotz Heranziehung der Privatinduſtrie befinden ſich nach der letzten Aufſtellung 1800 Lokomotiven in den Re⸗ paraturwerkſtätten. Der Miniſter erklärte dem franzöſiſchen Preſſevertreter weiter: „Wir werden froh ſein, wenn wi einen Teil der an die Entente abgelieferten Lokomotiven wiedererhalten, vorgusgefetzt, daß ſie ſich in gutem Zuſtande befinden; wenn ſie beſchädigt ſein ſollten, würde eine Milde⸗ rung der drohenden Verkebrsnot unmöalich ſein. da die er⸗